Index   Back Top Print

[ AR  - DE  - EN  - ES  - FR  - IT  - PL  - PT ]

APOSTOLISCHE REISE VON PAPST FRANZISKUS
NACH PANAMA AUS ANLASS DES 34. WELTJUGENDTAGES
(23.-28. JANUAR 2019)

BEGEGNUNG MIT DEN EHRENAMTLICHEN HELFERN DES WELTJUGENDTAGS

ANSPRACHE DES HEILIGEN VATERS

Stadion Rommel Fernández (Panama)
Sonntag, 27. Januar 2019

[Multimedia]


 

Liebe ehrenamtliche Helfer,

bevor wir diesen Weltjugendtag beschließen, wollte ich mich mit euch allen treffen, um jedem von euch für den Dienst zu danken, den ihr in diesen Tagen und während der letzten Monate vor dem Weltjugendtag geleistet habt.

Ich danke Bartosz, Stella Maris del Carmen und Maria Margarida dafür, dass sie uns ihre Erfahrungen in erster Person mitgeteilt haben. Für mich war es sehr wichtig, euch zuzuhören und mir der Gemeinschaft bewusst zu werden, die entsteht, wenn wir uns verbinden, um einander zu dienen! Wir erfahren, wie der Glaube einen völlig neuen Geschmack und neue Kraft erhält: Der Glaube wird lebendiger, dynamischer und realer. Man erfährt eine Freude – wir sehen sie hier –, eine andere Freude, die sich aus der Gelegenheit ergibt, Seite an Seite mit den anderen zu arbeiten, um einen gemeinsamen Traum zu erreichen. Ich weiß, dass ihr alle das erfahren habt.

Ihr wisst jetzt, wie einem das Herz klopft, wenn man eine Mission lebt, und dies nicht, weil jemand es euch erzählt hat, sondern weil ihr es erlebt habt. Ihr habt hautnah erfahren, was es heißt: »Es gibt keine größere Liebe, als wenn einer sein Leben für seine Freunde hingibt« (Joh 15,13).

Ihr habt auch schwierige Augenblicke durchleben müssen, die euch verschiedene Opfer abverlangt haben. Wie du uns sagtest, Bartosz, man erfährt auch seine eigenen Schwächen. Das Schöne ist, dass diese Schwächen dich in deinem Einsatz nicht gestoppt haben und auch nicht zur zentralsten oder wichtigsten Sache geworden sind. Du hast sie im Dienst erfahren, ja; als du versuchtest, die anderen ehrenamtlichen Helfer und die Pilger zu verstehen und ihnen zu dienen, gewiss; doch du hattest den Mut, dich nicht davon bremsen zu lassen, dich nicht lähmen zu lassen und bist weitergegangen. Unsere Grenzen, unsere Schwächen sollen uns nicht lähmen! Weitermachen, mit unseren Fehlern – an denen wir später arbeiten –, mit unseren Schwächen … weitermachen; und so ist die Schönheit, darum zu wissen, dass wir gesandt sind, die Freude, darum zu wissen, dass wir über allen Schwierigkeiten eine Mission haben, die wir voranbringen müssen. Lasst nicht zu, dass die Grenzen, die Schwächen und auch nicht die Sünden uns bremsen und hindern, die Mission zu leben. Denn Gott uns ruft, das zu tun, was wir können, und um das zu bitten, was wir nicht können. Zugleich wissen wir, dass seine Liebe uns nach und nach ergreift und verwandelt (vgl. Apostolisches Schreiben Gaudete et exsultate, 49-50). Erschreckt nicht, wenn ihr eure Schwächen seht; erschreckt auch nicht, wenn ihr eure Sünden seht: Steht wieder auf und geht weiter, immer weiter! Bleibt nicht am Boden liegen, verschließt euch nicht, macht weiter mit dem, was euch belastet, macht weiter, denn Gott vergibt alles! Lernen wir von den vielen, die wie Bartosz den Dienst und die Mission an die erste Stelle gesetzt haben, und du wirst sehen, dass das Übrige hinzukommen wird.

Danke euch allen, dass ihr in diesen Tagen selbst für die kleinsten, die alltäglichsten und scheinbar unbedeutendsten Details aufmerksam gewesen und zur Verfügung gestanden seid – wie das Anbieten eines Glases Wasser – und gleichermaßen die großen Dinge begleitet habt, die viel Planung verlangt haben. Ihr habt jede Einzelheit mit Freude, Kreativität und Einsatz und mit viel Gebet vorbereitet. Denn die Dinge, über die gebetet wurde, spürt und lebt man in der Tiefe. Das Gebet gibt all dem, was wir tun, Stärke und Lebendigkeit. Wenn wir beten, entdecken wir, Teil einer Familie zu sein, die größer ist, als wir sehen und uns vorstellen können. Wenn wir beten, bringen wir die Kirche „ins Spiel“, die uns unterstützt und uns vom Himmel begleitet, und die Heiligen, die uns den Weg vorgezeichnet haben, vor allem aber bringen wir, wenn wir beten, Gott „ins Spiel“, damit er wirken und dabei sein und siegen kann.

Ihr habt eure Zeit, eure Energie, eure Fähigkeiten zur Verfügung gestellt, um von diesem Treffen zu träumen und es zu gestalten. Ihr hättet genauso gut andere Dinge wählen können; ihr wolltet euch engagieren. Das ist ein Wort, das man auslöschen will: Engagement. Durch das Engagement wachst ihr, werdet ihr groß, so, wie ihr seid, aber mit Engagement. Das Beste geben, um das Wunder nicht nur der Brotvermehrung, sondern der Vermehrung der Hoffnung zu ermöglichen. Und ihr, wenn ihr euer Bestes gebt, euch engagiert, dann bewirkt ihr das Wunder der Vermehrung der Hoffnung. Wir brauchen die Vermehrung der Hoffnung. Danke! Danke für all das! So zeigt ihr noch einmal, dass es möglich ist, auf die eigenen Interessen zugunsten der anderen zu verzichten. Wie es auch du getan hast, Stella Maris. Ich habe die Zeugnisse schon vorher gelesen, darum konnte ich das hier schreiben; und als ich das deine gelesen habe kamen mir fast die Tränen. Du hast dein Eigeninteresse zurückgesteckt: du hattest jeden Cent zusammengekratzt, um am Weltjugendtag in Krakau teilnehmen zu können, aber dann darauf verzichtet, um die Beerdigung drei deiner Großeltern bezahlen zu können. Du hast darauf verzichtet, um deine Wurzeln zu ehren, und das macht dich zu einer Frau, einer Erwachsenen, das macht dich mutig. Du hast darauf verzichtet, an etwas teilzunehmen, was dir gefiel und wovon du geträumt hattest, um deiner Familie helfen zu können und sie zu unterstützen, um deine Wurzeln in Ehren zu halten, um dort zu sein. Und der Herr war gerade dabei, ohne dass du es erwartet und gedacht hättest, für dich das Geschenk des Weltjugendtags in deinem Land vorzubereiten. Dem Herrn gefallen solche Scherze, dem Herrn gefällt es, so auf die Großzügigkeit zu antworten: er übertrifft immer an Großzügigkeit. Du gibst ihm so ein bisschen, und er gibt dir so ein Riesenmenge! So ist der Herr, was sollen wir machen? Er liebt uns auf diese Weise. Wie Stella Maris haben auch viele von euch auf allerlei Weise Verzicht geleistet. Viele von euch haben auf etwas verzichtet … Denkt jetzt einmal nach: Auf was habe ich verzichtet, um ehrenamtlicher Helfer zu werden? Denkt einen Moment nach … Ihr habt, so erinnert ihr euch, Träume zurückstellen müssen, um euch um euer Land und eure Wurzeln zu kümmern. Dies segnet der Herr immer; er lässt sich an Großzügigkeit nicht übertreffen. Jedes Mal, wenn wir etwas, was uns gefällt, zum Wohl der anderen und insbesondere der Schwächsten oder zugunsten unserer Wurzeln, wie es unsere Großeltern und unsere alten Menschen sind, aufschieben, gibt es uns der Herr hundertfach zurück. An Großzügigkeit kannst du ihn nicht übertreffen, denn niemand kann ihn an Großzügigkeit, niemand an Liebe übertreffen. Freunde, gebt und es wird euch gegeben werden und ihr werdet erfahren, wie der Herr über euch ein »gutes, volles, gehäuftes, überfließendes Maß« (Lk 6,38) ausgießen wird. So heißt es im Evangelium.

Liebe Freunde, ihr habt eine Erfahrung von einem lebendigeren, wirklicheren Glauben gemacht; ihr habt die Kraft gelebt, die aus dem Gebet und der Neuheit einer anderen Freude entsteht, die Frucht der Arbeit Seite an Seite auch mit Personen ist, die euch unbekannt waren. Jetzt kommt der Augenblick der Aussendung: Geht hinaus, erzählt, geht hinaus, bezeugt, geht hinaus und gebt das weiter, was ihr gesehen und gehört habt. Tut das nicht mit vielen Worten, sondern so, wie ihr es hier getan habt, mit einfachen Gesten, mit alltäglichen Gesten, die verwandeln und alles neumachen, mit diesen Gesten, die es schaffen, „Wirbel“ zu machen, einen konstruktiven „Wirbel“, einen „Wirbel“ der Liebe. Ich erzähle euch etwas: Als ich am ersten Tag angekommen bin, war da auf der Straße eine Frau mit einem Hut, eine ältere Frau, eine Großmutter; sie stand da, nahe am Absperrzaun, wo ich mit dem Auto vorbeifuhr. Sie hatte eine Plakat, auf dem stand: „Auch wir Großmütter wissen, wie man Wirbel macht!“ Und sie fügte hinzu: „mit Weisheit“. Tut euch mit den Großeltern zusammen, um „Wirbel“ zu machen; das wird ein heftiger Wirbel, ein genialer! Habt keine Angst, geht und sprecht. Die Frau kam mir so alt vor, und ich habe sie nach ihrem Alter gefragt: sie war 14 Jahre jünger als ich. Wie peinlich!

Bitten wir den Herrn um seinen Segen. Er möge eure Familien und eure Gemeinschaften und alle Menschen segnen, denen ihr in der nächsten Zeit begegnen werdet. Stellen wir unser Herz, alles, was wir im Herzen tragen, auch unter den Mantel der Heiligen Jungfrau. Sie möge euch begleiten. Und wie ich euch in Krakau gesagt habe: Ich weiß nicht, ob ich beim nächsten Weltjugendtag dabei sein werde, aber ich versichere euch, dass Petrus gewiss da sein und euch im Glauben stärken wird. Geht kraftvoll und mutig voran und bitte – ich bin ein Sünder – vergesst nicht, für mich zu beten.

Danke!

[Gebet]

Und jetzt erteile ich euch den Segen. Nehmen wir in unser Herz all das hinein, was wir sind, das, was wir ersehnen, die Menschen, mit denen wir in diesen Tagen zusammengearbeitet haben, die anderen ehrenamtlichen Helfer, die Leute, denen wir begegnet sind. Nehmen wir in unser Herz unsere Freunde hinein, damit auch sie den Segen empfangen. Und nehmen wir in unser Herz auch die hinein, die uns nicht gern haben, unsere Feinde – jeder von uns hat welche –, damit Jesus auch sie segne. Und alle zusammen können wir weitergehen.

[Segen]

 



Copyright © Dicastero per la Comunicazione - Libreria Editrice Vaticana