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GRUSSADRESSE VON PAPST FRANZISKUS
AN PILGER AUS ALBANIEN

Clementina-Saal
Dienstag, 20. November 2018

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Liebe Brüder und Schwestern!

Ich freue mich, einen besonderen Willkommensgruß an euch zu richten, die ihr aus Anlass des 550. Todestages eures Nationalhelden Georg Kastriota Skanderbeg hier zusammengekommen seid. Der Frau Botschafterin danke ich für ihre freundlichen Worte. Mein dankbarer Gruß gilt allen Anwesenden.

Einen besonderen Gedanken richte ich an alle Albaner, in der Heimat und in anderen Teilen der Welt, die im Namen des alten Bandes der Freundschaft und der traditionsreichen Beziehungen stets mit Zuneigung auf den Stuhl Petri blicken. In diesem Zusammenhang möchte ich gerne daran erinnern, dass der heilige Paul VI. vor 50 Jahren eine Vertretung von Albanern empfangen hat.

Albanien, ein Land mit einer alten und ruhmreichen Geschichte, gehört untrennbar zu Europa und dokumentiert durch seine edlen und lebendigen Traditionen die Ursprünge von dessen Zivilisation. Heute erinnern wir an Georg Kastriota Skanderbeg und feiern ihn. Als heldenhafter Sohn eines starken und großherzigen Volkes hat er mutig die geistlichen Werte und den christlichen Namen verteidigt, so dass er sich den Titel »Athleta Christi« verdiente. Er hat mit seinen Taten die kulturelle Identität Albaniens geformt und ist zum unbestrittenen Symbol des Zusammenhalts und der nationalen Einheit geworden, der in außergewöhnlicher Weise die Werte einer gewissenhaften Treue zu den freiwillig übernommenen Verpflichtungen verwirklichte.

Die besondere Bedeutung der Gestalt und der Taten des Kastrioten kommt in eurer Flagge mit einem schwarzen, zweiköpfigen Adler auf rotem Grund gut zum Ausdruck, die an das Wappen des Helden angelehnt ist. Selten hat in der Geschichte ein einzelnes Individuum so klar und umfassend die Tugenden eines Volkes verkörpert, so dass man dessen Geist nur schwer verstehen kann, ohne den Prinzipien und Werten, die diese einzigartige Gestalt beseelten, bedenkende Aufmerksamkeit zu schenken.

Nach dem Tod des Helden und der Eroberung Albaniens zogen es zahlreiche Albaner vor zu emigrieren, und viele ließen sich in Italien nieder, in Mittelitalien sowie im Süden der Halbinsel, besonders in Kalabrien und Sizilien.

So entstanden die albanischen Kirchenbezirke Lungro, Piana degli Albanesi und Grottaferrata. Dass heute bei dieser Begegnung eine Gruppe von Arbëresh, das heißt Italo-Albanern, mit ihren Jahrhunderte alten Traditionen und sprachlichen Ausdrucksweisen anwesend ist, führt uns in Gedanken zurück in die Atmosphäre des Albanien von Skanderberg und bestätigt, dass der albanische Held eine wertvolle Brücke für die Aufrechterhaltung fruchtbarer Beziehungen der Arbëresh zu ihrer Heimat ist. Vor dem Hintergrund der besonderen Bedeutung der Gestalt und des gesamten Wirkens von Georg Skanderberg ist gut zu verstehen, dass Albanien dieses Jahr ein »Nationales Skanderbergjahr« ausgerufen hat.

Ich wünsche sehr, dass dieses Jubiläum sich nicht auf die Feier ruhmreicher Taten der Vergangenheit beschränken möge, sondern für Albanien auch ein günstiger Anlass zu einem neuen Einsatz aller, der Institutionen und der Bürger, sei zugunsten eines echten und ausgewogenen Fortschritts, so dass die jungen Generationen nicht in die Situation kommen, die Emigration zu wählen, und auf diese Weise das Land an Kräften und Kompetenzen zu schwächen, die für sein menschliches und ziviles Wachstum unerlässlich sind.

Das gemeinsame Handeln aller im Hinblick auf dieses Ziel wird sich als beste Weise zeigen, in der Gegenwart die Liebe zur Heimat umzusetzen, die Georg Kastriota Skanderbeg zu seiner Zeit beseelte. Er verkörperte auf beste Weise den Charakter und die Traditionen eures Volkes und verlieh so dem Albanertum gültigen Ausdruck: ein vom Schriftsteller Pashko Vasa im 19. Jahrhundert verwendeter Begriff, um auf die geistige Identität hinzuweisen, die jenseits unterschiedlicher Religionszugehörigkeit alle Albaner verband. Diese Überzeugung gab in Albanien Anstoß zum friedlichen Zusammenleben zwischen Menschen unterschiedlicher religiöser Überzeugungen, aus dem mit der Zeit Zusammenarbeit und Brüderlichkeit wurden. Wir sehen hier das Beispiel dafür.

Wie ich bereits bei meinen Pastoralbesuch in Albanien sagte: »Das Klima gegenseitigen Respekts und Vertrauens zwischen Katholiken, Orthodoxen und Muslimen ist ein kostbares Gut für das Land und gewinnt eine besondere Bedeutung in dieser unserer Zeit« (Begegnung mit Vertretern des öffentlichen Lebens, 21. September 2014). Es zeigt, dass das friedliche Zusammenleben zwischen Bürgern unterschiedlicher Religionszugehörigkeit ein konkret gangbarer Weg ist, der Harmonie hervorbringt und die besten Kräfte sowie die Kreativität eines ganzen Volkes freisetzt, indem es das bloße Zusammenleben in wahre Zusammenarbeit und Brüderlichkeit verwandelt. Die Bereitschaft, die Unterschiede als Gelegenheit zu Dialog und gegenseitiger Wertschätzung und Kenntnis zu betrachten, begünstigt außerdem die Entwicklung von authentischen geistlichen Wegen und wird zu einem wertvollen Beispiel, auf das man mit wahrem Interesse blicken kann, um einen dauerhaften und auf die Achtung der Menschenwürde gegründeten Frieden aufzubauen.

Im dankbaren Gedenken an die Märtyrer, die ihren Glauben mit dem Preis des Lebens bezeugt haben, wie auch an Mutter Teresa von Kalkutta, bitte ich den Herrn, alle und jeden von euch, die ihr hier anwesend seid, zu segnen. Gott segne eure Familienangehörigen und das ganze albanische Volk. Bitte vergesst nicht, für mich zu beten. Danke.

 



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