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ANSPRACHE VON PAPST FRANZISKUS
AN DIE MITGLIEDER DER INTERNATIONALEN
KATHOLISCHEN MIGRATIONSKOMMISSION

Clementina-Saal
Donnerstag, 8. März 2018

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Liebe Brüder und Schwestern!

Anlässlich der Vollversammlung der Internationalen Katholischen Migrationskommission heiße ich euch willkommen. Ich danke sehr herzlich dem Präsidenten, Kardinal Njue – der einen großartigen Sinn für Humor hat – für seine Grußworte und für die kurze Zusammenfassung eurer Arbeiten.

Wie bereits Johannes Paul II. es getan hat, indem er die Worte des seligen Giovanni Battista Montini aufgegriffen hat, möchte ich hervorheben, dass das Anliegen dieser Körperschaft, der ihr angehört, auch das Anliegen Christi ist (vgl. Ansprache an die Mitglieder der Internationalen Migrationskommission, 12. November 2001; in O.R.dt., Nr. 51/52, 21.12.2001, S. 12). Diese Wirklichkeit hat sich mit der Zeit nicht verändert, sondern das Bemühen ist sogar verstärkt worden in Anbetracht der unmenschlichen Bedingungen, unter denen Millionen von Brüdern und Schwestern als Migranten und Flüchtlinge in verschiedenen  Teilen der Welt leben. So wie es zur Zeit des Volkes Israel in der Knechtschaft in Ägypten geschah, so hört der Herr ihre laute Klage und kennt ihr Leid (vgl. Ex 3,7). Die Befreiung der Elenden, der Unterdrückten und der Verfolgten ist gestern wie heute fester Bestandteil der Sendung, die Gott der Kirche anvertraut hat. Und die Arbeit eurer Kommission stellt einen konkreten Ausdruck dieser Missionstätigkeit dar. Seit 1951, ihrem Gründungsjahr, haben viele Dinge sich verändert: Die Nöte sind immer komplexer geworden; die Mittel, um darauf zu antworten, sind anspruchsvoller geworden; der Dienst ist allmählich immer professioneller geworden. Keine dieser Veränderungen konnte jedoch – gottlob – der Treue der Kommission gegenüber ihrer Sendung etwas anhaben. Danke. Der Herr hat Mose mitten unter sein unterdrücktes Volk gesandt, um die Tränen zu trocknen und ihm wieder Hoffnung zu schenken (vgl. Ex 3,16-17). In den über 65 Jahren ihrer Tätigkeit hat die Kommission sich ausgezeichnet durch die Verwirklichung – im Namen der Kirche – eines vielseitigen Hilfswerks für Migranten und Flüchtlinge in den verschiedensten Situationen der Verletzlichkeit. Die zahlreichen Initiativen, die auf den fünf Kontinenten ins Leben gerufen wurden, stellen beispielhafte Deklinationen von vier Verben dar – aufnehmen, beschützen, fördern und integrieren –, mit denen ich die pastorale Antwort der Kirche gegenüber den Migrationen zum Ausdruck gebracht habe (vgl. Botschaft zum 104. Welttag des Migranten und Flüchtlings, 15. August 2017).

Ich hoffe, dass dieses Werk fortgesetzt wird, als Impuls für die Ortskirchen, sich für die Menschen einzusetzen, die gezwungen sind, ihre Heimat zu verlassen und die allzu oft Opfer von Betrug, Gewalt und Missbrauch jeder Art werden. Dank der unschätzbaren Erfahrung, die sie in vielen Jahren ihrer Arbeit gesammelt hat, kann die Kommission den Bischofskonferenzen und den Diözesen, die noch versuchen, sich zu organisieren, um auf diese epochale Herausforderung besser zu antworten, qualifizierten Beistand leisten.

»Und jetzt geh! Ich sende dich zum Pharao. Führe mein Volk, die Israeliten, aus Ägypten heraus!« (Ex 3,10). So sandte der Herr Mose zum Pharao, um ihn zu überzeugen, sein Volk zu befreien. Um die Unterdrückten, die »Weggeworfenen« und die heutigen Sklaven zu befreien, ist es wesentlich, einen offenen und aufrichtigen Dialog mit den Regierenden zu fördern, einen Dialog, der sich die gelebte Erfahrung, das Leid und die Bestrebungen des Volkes zu Nutze macht, um jeden in seine Pflicht zu rufen. Die von der internationalen Gemeinschaft in Gang gesetzten Prozesse im Hinblick auf einen globalen Pakt für die Flüchtlinge und einen weiteren für eine sichere, geordnete und reguläre Migration stellen einen hervorragenden Raum dar, um diesen Dialog zu verwirklichen.

Auch in dieser Hinsicht hat die Kommission sich an vorderster Front eingesetzt und einen guten und sachkundigen Beitrag geleistet, um jene neuen Wege zu finden, die die internationale Gemeinschaft sich erhofft, um mit Umsicht auf diese Phänomene zu antworten, die unsere Epoche kennzeichnen. Und ich freue mich, dass viele hier vertretene Bischofskonferenzen in diese Richtung vorangehen, mein vereintem Willen, der der ganzen Welt die pastorale Fürsorge der Kirche gegenüber unseren Brüdern und Schwestern, den Migranten und Flüchtlingen, bezeugt. Die Arbeit ist nicht abgeschlossen.

Gemeinsam müssen wir die Staaten ermutigen, angemessenere und wirkkräftigere Antworten auf die Herausforderungen zu vereinbaren, die von den Migrationsphänomenen gestellt werden; und wir können das auf der Grundlage der Soziallehre der Kirche tun. Ebenso müssen wir uns dafür einsetzen zu gewährleisten, dass auf die Worte – kodifiziert in den beiden erwähnten Pakten – konkrete Bemühungen folgen, im Zeichen einer globalen und gemeinsamen Verantwortung. Die Bemühungen der Kommission gehen jedoch darüber hinaus. Ich bitte den Heiligen Geist, eure wichtige Sendung auch weiterhin zu erleuchten und die barmherzige Liebe Gottes gegenüber unseren Brüdern und Schwestern, den Migranten und Flüchtlingen, aufzuzeigen. Ich versichere euch meiner Nähe und meines Gebets; und ihr vergesst bitte nicht, für mich zu beten. Danke.

 



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