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ANSPRACHE VON PAPST FRANZISKUS 
AN DIE MITGLIEDER DER ITALIENISCHEN NICHTREGIERUNGSORGANISATION
 "ÄRZTE MIT AFRIKA - CUAMM"

Aula Paolo VI
Samstag, 7. Mai 2016

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Ich freue mich, liebe Brüder und Schwestern, einen jeden von euch – »Ärzte mit Afrika  (CUAMM)« – herzlich willkommen zu heißen, die ihr euch für den Gesundheitsschutz der afrikanischen Bevölkerung einsetzt. Und ich freue mich umso mehr, nachdem ich die Worte gehört habe, die mich jenen entfernten Orten sehr nahegebracht haben. Das Zeugnis dieser Ärzte hat mein Herz dorthin gebracht, wo ihr hingeht, um in aller Einfachheit Jesus zu begegnen. Und das mir sehr gut getan. Danke. Eure Organisation, Ausdruck der Missionstätigkeit der Diözese Padua, hat im Laufe der Jahre sehr viele Menschen einbezogen, die sich als Freiwillige für die Verwirklichung langfristiger Projekte im Sinne der Entwicklung eingesetzt haben. Ich danke euch für das, was ihr zugunsten des Menschen- und Grundrechts auf Gesundheitsversorgung für alle tut. Denn Gesundheit ist keine Ware, sondern ein universales Recht, weshalb der Zugang zur Gesundheitsversorgung kein Privileg sein darf.

Vor allem die gesundheitliche Grundversorgung wird den Menschen faktisch in verschiedenen Teilen der Welt und in vielen Regionen Afrikas verweigert – verweigert! Sie ist immer noch kein Recht für alle, sondern vielmehr ein Privileg weniger, die es sich leisten können. Der Zugang für alle zum Gesundheitswesen, zur Behandlung und zu Medikamenten bleibt immer noch eine Vision. Die Ärmsten können auch die primären und grundlegenden Dienste der Krankenversorgung nicht bezahlen und sind davon ausgeschlossen. Daraus ergibt sich die Wichtigkeit eurer großherzigen Aktivität zur Unterstützung eines flächendeckenden Netzes von Diensten, die in der Lage sind auf die Bedürfnisse der Bevölkerung zu antworten.

Ihr habt die ärmsten Länder Afrikas, das subsaharische Afrika, und die vergessensten Landstriche ausgewählt, die »Letzte Meile« der Gesundheitssysteme. Dies sind die geographischen Peripherien, in die der Herr euch sendet, um barmherzige Samariter zu sein, um dem armen Lazarus entgegenzukommen, indem ihr durch die »Tür« geht, die von der Ersten in die Dritte Welt führt. Das ist eure »heilige Pforte«! Ihr arbeitet unter den schwächsten Bevölkerungsgruppen: den Müttern, um ihnen eine sichere und würdevolle Entbindung zu sichern, und den Kindern, besonders den Neugeborenen. In Afrika sterben zu viele Mütter bei der Geburt, und zu viele Kinder überleben aufgrund von Unterernährung und Endemien den ersten Monat nicht.

Ich ermutige euch, mitten unter dieser verletzten und leidenden Menschheit zu bleiben: sie ist Jesus. Euer Werk der Barmherzigkeit ist die Pflege des Kranken, dem Wort des Evangeliums gemäß: »Heilt Kranke!« (Mt 10,8). Mögt ihr ein Ausdruck der Mutter Kirche sein, die sich über die Schwächsten beugt und sich ihrer annimmt. Um echte und nachhaltige Entwicklungsprozesse zu fördern, bedarf es langer Zeiträume in der Logik der vertrauensvollen Aussaat und des geduldigen Wartens auf die Früchte. All dies zeigt auch die Geschichte eurer Organisation, die sich seit über 65 Jahren in Uganda, Tansania, Mosambik, Äthiopien, Angola, Südsudan und Sierra Leone an der Seite der Ärmsten engagiert. Afrika braucht eine geduldige und kontinuierliche, eine beharrliche und kompetente Begleitung. Für die Durchführung der Projekte sind fundierte Arbeitsansätze ebenso notwendig wie Forschung und Innovation, und sie verpflichtet zu Transparenz gegenüber den Spendern und der öffentlichen Meinung.

Ihr seid Ärzte »mit« Afrika und nicht »für« Afrika, und das ist sehr wichtig. Ihr seid aufgerufen, die Bevölkerung Afrikas in den Wachstumsprozess einzubeziehen, indem ihr den Weg gemeinsam geht und tragische und freudige Ereignisse, Schmerz und Begeisterung teilt. Die Völker sind die Hauptakteure ihrer Entwicklung, die Erstverantwortlichen! Ich weiß, dass ihr die täglichen Herausforderungen ohne Gegenleistung und mit uneigennütziger Hilfe in Angriff nehmt, ohne Proselytismus und ohne Raum zu besetzen, sondern indem ihr vielmehr mit den Ortskirchen und den lokalen Regierungen zusammenarbeitet gemäß einer Logik der Teilhabe und des Teilens von Verpflichtungen und gegenseitiger Verantwortung. Ich fordere euch auf, eure besondere Annährungsweise an die örtlichen Gegebenheiten beizubehalten, indem ihr zu deren Wachstum beiträgt und sie mit der Perspektive der Entwicklung und der Nachhaltigkeit in die Selbständigkeit entlasst, wenn sie allein weitermachen können. Das ist die Logik des Samens, der verschwindet und stirbt, um eine dauerhafte Frucht zu tragen.

Vorbilder für euren wertvollen Dienst an den Armen Afrikas sind euch euer Gründer, Dr. Francesco Canova, und euer denkwürdiger Direktor, Don Luigi Mazzucato. Bei Dr. Canova reifte in der katholischen italienischen Studentenvereinigung (FUCI) die Idee heran, in die ganze Welt zu gehen, um den Letzten zu Hilfe zu kommen. Er plante ein »Kolleg für die missionarischen Ärzte von Morgen« und umriss die Gestalt des missionarischen Arztes aus dem Laienstand. Don Mazzucato war 53 Jahre lang Direktor des CUAMM und ist am 26. November vergangenen Jahres im Alter von 88 Jahren verstorben. Er war der wahre Inspirator der Grundentscheidungen, der Entscheidung für die Armut an erster Stelle. So schrieb er in seinem geistlichen Testament: »Arm geboren, habe ich mich stets bemüht, nur mit dem Notwendigsten zu leben. Ich besitze nichts Eigenes und habe nichts zu hinterlassen. Die wenige Kleidung, die ich besitze, möge man den Armen geben.«

Auf den Spuren dieser großen Zeugen einer missionarischen Nähe, die im Sinne des Evangeliums fruchtbar ist, setzt ihr mutig euer Werk fort und seid Ausdruck einer Kirche, die keine »Superklinik für VIPs« ist, sondern ein »Feldlazarett«. Eine Kirche mit einem großen Herz, die im Dienst an den Ärmsten den vielen Verwundeten und Gedemütigten der Geschichte nahe ist. Ich versichere euch meiner Nähe und meines Gebets. Ich segne euch alle, eure Familienangehörigen und euren Einsatz für Gegenwart und Zukunft des afrikanischen Kontinents. Und ich bitte euch, auch für mich zu beten, damit der Herr mich jeden Tag ärmer werden lässt. Danke!

 



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