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ANSPRACHE VON PAPST FRANZISKUS
AUS ANLASS DER ÜBERREICHUNG DER AKKREDITIERUNGSSCHREIBEN
DER BOTSCHAFTER SCHWEDENS, DER FIDSCHI-INSELN, MOLDAWIENS, MAURITIUS,
TUNESIENS UND BURUNDIS

Sala Clementina
Donnerstag, 15. Dezember 2016

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Meine Damen und Herren Botschafter!

Es ist mir eine Freude, Sie willkommen zu heißen aus Anlass der Übergabe Ihrer Beglaubigungsschreiben, mit denen Sie zu außerordentlichen und bevollmächtigten Botschaftern Ihrer jeweiligen Länder beim Heiligen Stuhl akkreditiert werden: Burundi, Fidschi, Mauritius, Republik Moldau, Schweden und Tunesien. Ich danke Ihnen für Ihre Anwesenheit, die den Wunsch bezeugt, Beziehungen der Wertschätzung und der Zusammenarbeit mit dem Heiligen Stuhl zu unterhalten und weiterzuentwickeln. Und ich bitte Sie, den Staatsoberhäuptern, die Sie repräsentieren, meine Dankbarkeit ebenso zu übermitteln wie die Versicherung meines Gebetes für sie und ihre Nationen.

Sie kommen aus sehr weit voneinander entfernten und sehr verschiedenen Regionen der Welt, und diese Tatsache ist hier in Rom stets ein Anlass zur Genugtuung, weil der Horizont des Heiligen Stuhls seiner universalen Natur nach aufgrund der Berufung und Sendung, die Gott dem Nachfolger des Apostels Petrus anvertraut hat, so beschaffen ist: Es ist eine wesentlich religiöse Sendung, die dennoch in der Geschichte auch die Dimension der Beziehungen mit den Staaten und ihren Regierenden annimmt. In diesem historischen Bereich ist die katholische Kirche, die im Heiligen Stuhl sozusagen ihr einendes und Impuls gebendes Zentrum hat, aufgerufen, jene geistlichen und moralischen Werte weiterzugeben und zu bezeugen, die grundgelegt sind im Wesen des Menschen und der Gesellschaft selbst und die als solche von allen geteilt werden können, die sich um die Förderung des Gemeinwohls bemühen.

Unter diesen Werten nimmt der Frieden eine herausragende Rolle ein, wie dies in der Gegenwart durch die Tatsache bezeugt wird, dass die Päpste seit 50 Jahren den 1. Januar als Tag des Friedens begangen und an alle zivilen und religiösen Verantwortungsträger der Welt sowie an alle Männer und Frauen guten Willens eine besondere Botschaft gerichtet haben. Vor drei Tagen ist die Botschaft für den kommenden Weltfriedenstag veröffentlich worden, die unter dem Thema steht: »Gewaltfreiheit: Stil einer Politik für den Frieden«. Der freudige Anlass unserer heutigen Begegnung erlaubt mir, einige kurze Überlegungen zu diesem Thema mit Ihnen zu teilen.

Die Gewaltfreiheit ist ein typisches Beispiel für einen universalen Wert, der im Evangelium Christi seine Erfüllung findet, aber auch anderen edlen und sehr alten spirituellen Traditionen zu eigen ist. In einer Welt wie der heutigen, die leider von Kriegen und zahlreichen Konflikten ebenso gezeichnet ist wie von einer weit verbreiteten Gewalttätigkeit, die sich im täglichen Zusammenleben in verschiedenen Formen zeigt, wird die Entscheidung für die Gewaltfreiheit als Lebensstil immer mehr eine Notwendigkeit der Verantwortung auf allen Ebenen, von der Erziehung in der Familie über das soziale und zivile Engagement bis hin zur politischen Aktivität und den internationalen Beziehungen. Es geht darum, in jeder Situation Gewalt als Mittel der Konfliktlösung zurückzuweisen und Konflikte vielmehr durch Dialog und Verhandlungen zu bewältigen. Insbesondere sind diejenigen, die institutionelle Ämter auf nationaler oder internationaler Ebene bekleiden, aufgerufen, im eigenen Gewissen und in der Ausübung ihrer Funktionen einen gewaltlosen Stil zu pflegen, der keineswegs Synonym für Schwäche oder Passivität ist, sondern im Gegenteil Geistesstärke, Mut und die Fähigkeit voraussetzt, Probleme und Konflikte mit intellektueller Redlichkeit in Angriff zu nehmen und wahrhaft zuallererst das Gemeinwohl zu suchen, vor jeglichem ideologischem, wirtschaftlichem oder politischem Eigeninteresse.

Im vergangenen Jahrhundert, das von Kriegen und Völkermorden unerhörten Ausmaßes heimgesucht wurde, können wir aber auch an leuchtende Beispiele erinnern, die gezeigt haben, wie die überzeugte und konsequent umgesetzte Gewaltlosigkeit auch auf sozialer und politischer Ebene wichtige Resultate erzielen kann. Einige Bevölkerungsgruppen und auch ganze Nationen haben dank des Einsatzes gewaltloser Führungspersönlichkeiten Ziele der Freiheit und Gerechtigkeit auf friedliche Weise erreicht. Das ist der Weg, der in Gegenwart und Zukunft eingeschlagen werden muss. Das ist der Weg des Friedens, nicht des zwar mit Worten verkündeten, aber in Wirklichkeit verweigerten Friedens, wo man Strategien der Vorherrschaft verfolgt, die von skandalösen Ausgaben für Waffen begleitet werden, während vielen Menschen das Lebensnotwendige fehlt.

Liebe Botschafter, es ist mein Wunsch und der Wunsch des Heiligen Stuhls, gemeinsam mit den Regierungen Ihrer Länder diesen Prozess der Friedensförderung voranzubringen wie auch die Förderung der anderen Werte, die zur ganzheitlichen Entwicklung des Menschen und der Gesellschaft beitragen. In diesem Sinne entbiete ich Ihnen meine besten Wünsche für die Mission, die Sie heute beginnen, und versichere Sie der Zusammenarbeit der Römischen Kurie. Ebenso rufe ich auf Sie, auf Ihre Familienangehörigen und auf Ihre jeweiligen Länder die Fülle des göttlichen Segens herab.

 


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