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ANSPRACHE VON PAPST FRANZISKUS
AN DIE KATHOLISCHE AKTION ITALIENS

Aula Paolo VI
Samstag, 3. Mai 2014

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Liebe Freunde
von der Katholischen Aktion,

euch alle, die ihr diese schöne kirchliche Wirklichkeit verkörpert, heiße ich herzlich willkommen! Ich begrüße die Teilnehmer an der Nationalversammlung, die Gemeindepräsidenten, die geistlichen Assistenten und die Freunde der Katholischen Aktion aus anderen Ländern. Ich grüße den Präsidenten, Franco Miano, dem ich für die Einführung danke, die er gegeben hat, sowie den neuen Generalassistenten, Bischof Mansueto Bianchi, dem ich für diese neue Aufgabe alles Gute wünsche, sowie seinen Vorgänger, Bischof Domenico Sigalini, der sehr viel Arbeit geleistet hat: Ich danke ihm für das Engagement, mit dem er der Katholischen Aktion viele Jahre lang gedient hat. Ein ganz besonderer Gruß gilt Kardinal Angelo Bagnasco, dem Präsidenten der Italienischen Bischofskonferenz, sowie deren Generalsekretär, Bischof Nunzio Galantino. Das Thema eurer Versammlung, »Neue Menschen in Jesus Christus, mitverantwortlich für die Freude am Leben«, passt gut in die Osterzeit, die eine Zeit der Freude ist. Es ist die Freude der Jünger über die Begegnung mit dem auferstandenen Christus, und sie verlangt danach, in einem evangelisatorischen Stil verinnerlicht zu werden, der das Leben einschneidend zu beeinflussen vermag.

Im aktuellen gesellschaftlichen und kirchlichen Kontext seid ihr Laien der Katholischen Aktion dazu berufen, die Entscheidung zugunsten einer Missionierung zu erneuern, die für jene Horizonte offen ist, die der Heilige Geist der Kirche aufzeigt und die der Ausdruck einer neuen Jugendfrische des Laienapostolats ist. Die Entscheidung für die Mission: Alles steht unter dem Vorzeichen der Mission. Alles! Das ist das Paradigma der Katholischen Aktion: das Paradigma der Mission.

Das ist die Wahl, die die Katholische Aktion heute trifft. An erster Stelle die Pfarrgemeinden, vor allem jene, die von Ermüdungserscheinungen und von Schließungen betroffen sind – und davon gibt es viele. Müde Pfarrgemeinden, geschlossene Pfarrgemeinden … davon gibt es einige! Wenn ich Pfarrsekretärinnen begrüße, dann frage ich sie: Aber Sie, sind Sie eine von jenen Sekretärinnen, die die Türen öffnen, oder gehören Sie zu denen, die die Türen verschließen?

Diese Pfarrgemeinden brauchen euren apostolischen Enthusiasmus, eure volle Einsatzbereitschaft und euren kreativen Dienst. Es geht darum, sich die Einstellung eines missionarischen Tatendranges anzueignen, um alle Menschen zu erreichen, wobei jene bevorzugt werden sollten, die sich am fernsten fühlen, und ebenso die schwächsten und verlassensten Mitglieder der Bevölkerung. Es geht darum, die Türen zu öffnen und zuzulassen, dass Jesus hinausgehen kann. Wie oft haben wir Jesus mit uns zusammen in unseren Pfarrgemeinden eingeschlossen, und wir gehen nicht hinaus, und lassen auch Ihn nicht hinausgehen!

Lasst uns also die Türen öffnen, damit Er heraus kann, wenigstens Er! Es geht um eine Kirche, die »herausgeht«: eine Kirche, die immer herausgeht. Dieser Stil der Evangelisierung, der von einer starken Leidenschaft für das Leben der Menschen beseelt wird, ist in besonderer Weise für die Katholische Aktion geeignet, die von einem Laientum auf Diözesanebene gebildet wird, das in enger Mitverantwortung mit den Hirten lebt. Dabei hilft euch die Beliebtheit eurer Vereinigung, die es versteht, ihre Aufgaben innerhalb der Kirche mit jenen zu verbinden, die dazu beitragen, die Gesellschaft dahingehend zu verwandeln, dass sie sich am Guten orientiert. Ich habe mir überlegt, euch drei Verben mit auf den Weg zu geben, die für euch wegweisend sein können.

Das erste lautet: Bleiben. Aber nicht verschlossen bleiben, nein! Bleiben in welchem Sinne? Mit Jesus zusammenbleiben, bleiben, um seine Gesellschaft zu genießen. Um Verkünder und Zeugen Christi zu sein, ist es erforderlich, dass man in Seiner Nähe bleibt. Erst vom Augenblick der Begegnung mit Ihm an geschieht es, dass unser Leben und unsere Freude, dass unser Zeugnis Tag für Tag eine neue Bedeutung und neue Kraft gewinnt. In Jesus bleiben, bei Jesus bleiben.

Das zweite Wort: Gehen. Bitte seid niemals eine Katholische Aktion, die stillsteht! Nicht stehenbleiben, sondern gehen! Durch die Straßen eurer Städte und eurer Länder gehen, und verkündigen, dass Gott der Vater ist und dass Jesus Christus euch mit Ihm bekannt gemacht hat, und dass sich euer Leben deshalb geändert hat: Es ist möglich, brüderlich zusammenzuleben und eine Hoffnung im Herzen zu hegen, die nicht enttäuschen wird. Möget ihr das Verlangen verspüren, das Wort Gottes bis an die Grenzen vordringen zu lassen und dadurch eure Verpflichtung zu erneuern, dem Menschen zu begegnen, wo immer er sich auch befinden mag: da, wo er leidet, wo er hofft, wo er liebt und glaubt, da, wo seine Träume am tiefsten sind, wo die Fragen, die er sich stellt, die Sehnsüchte seines Herzens am wahrsten sind. Dort wartet Jesus auf euch. Das heißt: Hinausgehen! Das bedeutet: Ausgehen, gehen, indem man hinausgeht.

Und schließlich: Sich freuen. Sich stets im Herrn freuen und frohlocken! Menschen sein, die das Leben besingen, die den Glauben besingen. Das ist wichtig: Nicht nur das Credo aufsagen, das Glaubensbekenntnis aufsagen, den Glauben kennen, sondern den Glauben besingen! Das ist es! Den Glauben bekennen, den Glauben voller Freude leben, und das nennt sich »den Glauben besingen«. Und das sage nicht etwa ich! Das hat vor 1600 Jahren der heilige Augustinus gesagt: »Den Glauben besingen«! Menschen, die dazu imstande sind, ihre eigenen Begabungen und Grenzen anzuerkennen, die dazu fähig sind, an ihren Tagen, auch an den allerdunkelsten, die Zeichen für die Gegenwart des Herrn zu erkennen. Euch zu freuen, weil der Herr euch dazu berufen hat, mitverantwortlich zu sein für die Sendung seiner Kirche. Euch zu freuen, weil ihr auf diesem Weg nicht alleine seid: Da ist der Herr, der euch begleitet, da sind eure Bischöfe und Priester, die euch unterstützen, da sind eure Pfarrgemeinschaften, eure Diözesangemeinschaften, mit denen ihr den Weg gemeinsam geht. Ihr seid nicht allein!

Dank dieser drei Verhaltensweisen – in Jesus bleiben, bis an die Grenzen gehen und aus der Freude heraus zu leben, dem Christentum anzugehören –, könnt ihr eure Berufung voranbringen und der Versuchung des »Müßiggangs« aus dem Weg gehen, der nicht das Geringste damit gemein hat, in Jesus zu bleiben; die Versuchung vermeiden, sich zu verschließen, ebenso wie die, in eine frömmlerische Haltung zu verfallen, die so süßlich, so abstoßend ist, weil sie so zuckersüß ist, diese Versuchung der Frömmelei … Wenn ihr vorangeht, dann fallt ihr nicht in diese Versuchung!

Und vermeidet auch die Versuchung der formellen Seriosität. Durch dieses In-Jesus-Bleiben, Bis-an-die-Grenzen-Gehen, die Freude unter Umgehung dieser Versuchungen zu leben vermeidet ihr es, ein Leben fortzusetzen, das euch eher Statuen aus dem Museum gleichen lässt als Menschen, die Jesus dazu berufen hat, die Freude des Evangeliums zu leben und zu verbreiten.

Wenn ihr den Rat eures Generalassistenten befolgen wollt – er ist sehr sanftmütig, denn er trägt einen sanftmütigen Namen: er heißt und ist »Mansueto« (der »Sanftmütige«) –, wenn ihr seinem Rat folgen wollt, dann könnt ihr wohl Eselchen sein, aber, bitte, niemals Museumsstatuen! Bitten wir den Herrn für einen jeden von uns um Augen, die es verstehen, über die oberflächliche Erscheinung hinauszusehen; um Ohren, die fähig sind, Schreie, Flüstern und auch Stille zu  hören; um Hände, die es verstehen, zu stützen, zu umarmen, zu heilen. Vor allem aber bitten wir um ein großes und großmütiges Herz, das das Wohl und die Erlösung aller Menschen ersehnt. Auf diesem Weg möge euch die ohne Erbsünde empfangene Jungfrau und Gottesmutter Maria begleiten, und auch mein Segen. Und ich danke euch, denn ich weiß, dass ihr für mich betet!

Nun lade ich euch dazu ein, die Muttergottes zu bitten, die unsere Mutter ist, die uns auf diesem Weg begleiten wird. Die Muttergottes ist Jesus immer nachgefolgt, sie hat ihn ganz bis zum Schluss begleitet. Bitten wir sie darum, dass sie uns auf unserem Weg stets begleiten möge, auf diesem Weg der Freude, diesem Weg des Hinausgehens, diesem Weg des Bei-Jesus-Bleibens.

Gegrüßet seist du, Maria.

 



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