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BOTSCHAFT VON PAPST FRANZISKUS
AN DIE TEILNEHMER DES 101. KATHOLIKENTAGS
IN MÜNSTER

 

Liebe Brüder und Schwestern,

ganz herzlich grüße ich euch alle anlässlich des 101. Katholikentags in Münster und freue mich, dass ihr in so großer Zahl gekommen seid. Eure Teilnahme ist ein deutliches Zeichen dafür, wie sehr euch das Leitwort dieses Katholikentags „Suche Frieden“ am Herzen liegt.

Dieses Wort ist dem Psalm 34 entnommen: „Meide das Böse und tu das Gute, suche Frieden und jage ihm nach!“ (Vers 15). Es ist ein Imperativ und ein brandaktueller Hilferuf. Es gibt derzeit kein wichtigeres Thema in der öffentlichen Debatte über Religion als das Problem von Fanatismus und Gewaltbereitschaft. Wir können beobachten, dass im familiären Bereich, an Arbeitsplätzen, in Vereinigungen, in Stadtteilen, Regionen und Nationen sowie überall dort, wo der Mensch als solcher nicht als eine Gabe Gottes angenommen wird, Unfriede, Missgunst und Hass zutage treten. Meine große Sorge gilt den Menschen, besonders den Kindern und Jugendlichen, die wegen Krieg und Gewalt in ihrem eigenen Land zur Flucht gezwungen sind, um ihr Leben zu retten. Sie klopfen bei uns an mit der Bitte um Hilfe und Aufnahme. In ihren Augen sehen wir die Sehnsucht nach Frieden.

Die Stadt Münster war vor 370 Jahren Schauplatz für einen bedeutenden Friedensschluss nach einem verheerenden Krieg. Man kam überein, dem kriegerischen Morden, das auch im Namen einer von Menschen missbrauchten Religion verübt wurde, ein Ende zu setzen. Der Katholikentag hier in Münster ermahnt uns, aus der eigenen Geschichte heraus für die Zukunft Frieden zu lernen. Ein wesentliches Instrument dazu ist unser christliches Engagement in der Familie, in unseren Schulen und Bildungseinrichtungen, vor allem auch in der Politik.

Frieden kann ebenso weiter wachsen, wenn die Christen verschiedener Konfessionen im verbindenden Bekenntnis zu Christus an die Öffentlichkeit treten und sich in der Gesellschaft gemeinsam engagieren, denn Christus ist unser Friede (vgl. Eph 2,14). Frieden bedarf des wertschätzenden Miteinanders aller Menschen guten Willens aus allen Religionen und Bekenntnissen. Alle Menschen können wertvolle Bausteine im Aufbau einer friedliebenden Gesellschaft sein. Frieden zu suchen und ihn so auch zu gestalten, ist Aufgabe aller Menschen. Seid Botschafter des Friedens, der Verantwortung und der Barmherzigkeit vor allem für die junge Generation! In jedem Kind, egal in welchem Land es geboren ist, schaut uns Christus an, der selber als schwaches Kind in unsere Welt gekommen ist. Kinder sind Zukunft!

Die gerechte Teilhabe aller Männer und Frauen am Wohlergehen ihrer Gesellschaft ist Grundlage eines dauerhaften Friedens. Die gerechte Teilhabe aller gilt aber auch für die Menschen in allen Gesellschaften weltweit. Die großen kirchlichen Hilfswerke, die Verbände und viele Pfarrgemeinden leisten hierfür einen wertvollen Beitrag. Frieden aber beginnt auch ganz einfach und klein in unserer Sprache, in der Wahl der Worte. Mit Worten, die wie Brot sind, stärkend, wertschätzend, gütig, klärend und verlässlich, beginnt der Frieden. Wahrheitsliebende Worte aus unserem Mund – in Gesellschaft und Kirche, in Familie und Freundeskreis, in der Arbeit oder der Freizeit – dienen dem Frieden. So auch die Worte unserer Gebete!

Ich wünsche euch, dass dieser Katholikentag ein großes Fest des Glaubens wird und ein weit sichtbares Zeichen für den Frieden. Die Tage von Christi Himmelfahrt bis Pfingsten erinnern uns daran, dass wir unablässig den Heiligen Geist anrufen sollen, dass er uns seine Gaben schenke und den Frieden des Herrn wachsen lasse. Dabei schauen wir auch auf Maria, die als Mutter der Kirche mit den Aposteln um das Kommen des Heiligen Geistes gebetet hat. Sie begleite und unterstütze auch unsere Suche nach Frieden. Vertrauen wir uns ihrer Fürsprache und Hilfe an!

Ich weiß mich euch im Gebet verbunden. Vergesst bitte nicht, für mich zu beten! Von Herzen erteile ich euch, die ihr in Münster zusammengekommen seid, wie auch allen Gläubigen des Volkes Gottes in Deutschland den Apostolischen Segen.

Aus dem Vatikan, am 1. Mai 2018

 

FRANZISKUS

 



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