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BOTSCHAFT VON PAPST FRANZISKUS
ZUM NATIONALEN EUCHARISTISCHEN KONGRESS
FÜR DIE KIRCHE IN DEUTSCHLAND
[KÖLN, 5.-9. JUNI 2013]

 

Meinen verehrten Brüdern
Kardinal Joachim Meisner
Erzbischof von Köln
Erzbischof Robert Zollitsch
Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz

Unter dem Leitwort „Herr, zu wem sollen wir gehen?“ (Joh 6,68) kommen in diesen Tagen die Katholiken in Deutschland wie auch Gläubige aus den benachbarten Ländern zu einem Nationalen Eucharistischen Kongress in Köln zusammen. Das Ereignis reiht sich ein in die lange Tradition eucharistischer Verehrung in dieser Stadt, die als einer der ersten Orte seit dem 13. Jahrhundert das Fronleichnamsfest mit Sakramentsprozessionen begeht und im Jahre 1909 Schauplatz eines Eucharistischen Weltkongresses gewesen ist. So sende ich gern Kardinal Paul Josef Cordes von Rom als meinen Sondergesandten, um meine innige geist­iche Gemeinschaft mit allen deutschen Katholiken zu bekunden und der weltweiten Communio unserer Kirche Ausdruck zu geben. Der Vater im Himmel schenke allen Teilnehmern reiche Früchte der Gnade aus der Verehrung des eucharistischen Christus.

Herr, zu wem sollen wir gehen? Nach dem Unverständnis vieler seiner Zuhörer, die Jesus selbstsüchtig vereinnahmen möchten, macht sich Petrus mit dieser Frage zum Sprecher der Getreuen. Die Jünger setzen nicht auf die irdische Befriedigung solcher, die „satt geworden sind“ (Joh 6,26) und sich dennoch abmühen für „eine Speise, die verdirbt“ (Joh 6,27). Wohl kennt auch Petrus den Hunger; und lange fand er nicht die Nahrung, die ihn umfassend hätte sättigen können. Dann ließ er sich auf den Mann aus Nazaret ein. Er folgte ihm. Jetzt kennt er den Meister nicht mehr nur vom Hörensagen. Im täglichen Umgang mit ihm ist uneingeschränktes Vertrauen gewachsen. Das ist der Glaube an Jesus, und nicht grundlos verspricht sich Petrus vom Herrn das ersehnte Leben in Fülle (vgl. Joh 10,10).

Herr, zu wem sollen wir gehen? So fragen wir hier als Glieder der Kirche von heute. Mag dieser Satz in unserem Mund zunächst noch zaghafter klingen als auf den Lippen des Petrus: Wie beim Apostel kann allein die Person Jesu unsere Antwort sein. Gewiss, er lebte vor zweitausend Jahren. Doch wir können ihm noch in unseren Tagen begegnen, wenn wir auf sein Wort hören und ihm auf einzigartige Weise in der Eucharistie nahe sind; diese Feier nennt ja das Zweite Vatikanische Konzil die „heilige Handlung, deren Wirksamkeit kein anderes Tun der Kirche an Rang und Maß erreicht“ (Sacrosanctum Concilium 7). Dass die Heilige Messe uns nur nicht verkümmert zu flacher Routine; dass wir nur ihre Tiefe immer besser ausschöpfen! Sie ist es ja, die uns in Christi gewaltiges Erlösungswerk einbezieht, die unser geistliches Auge für seine Liebe schärft: für seine Tatprophetie, mit der er im Abendmahlssaal seine Selbsthingabe am Kreuz begann; für seinen unwiderruflichen Sieg über Sünde und Tod, den wir in ihr voll Stolz und festlich verkünden. „Man soll die heilige Messe erleben lernen,“ sagte der selige Johannes Paul II., als ihn eines Tages junge Leute in einem römischen Priesterseminar auf die tiefe Sammlung hin ansprachen, mit der er zelebrierte (Besuch im Pontificium Collegium Germanicum et Hungaricum 18.10.1981). „Die heilige Messe erleben lernen!“ Dazu hilft uns als Hinführung das anbetende Verweilen vor dem eucharistischen Herrn im Tabernakel und der Empfang des Bußsakramentes.

Herr, zu wem sollen wir gehen? Diese Frage stellen sich schließlich manche Zeit­genossen, die – hellsichtig oder in dunkler Ahnung – den Vater Jesu Christi noch suchen. Ihnen will der Erlöser entgegenkommen durch uns, die wir durch die Taufe seine Brüder und Schwestern wurden und im eucharistischen Mahl die Kraft erhalten, seine Heilssendung mitzutragen. Mit unserem Leben und Wort ist ihnen zu verkünden, was wir mit Petrus und den Aposteln erkannt haben: Herr, du hast Worte des ewigen Lebens (Joh 6,68). Unser Zeugnis wird sie entzünden, so wie wir von Christus entzündet wurden. Wir alle, Bischöfe, Priester und Diakone, Ordensleute und Laien, haben den Auftrag, Gott zur Welt und die Welt zu Gott zu bringen.

Christus begegnen, sich Christus anvertrauen, Christus verkünden – das sind Eck­punkte unseres Glaubens, der sich im Brennpunkt der Eucharistie bündelt. Der Eucharistische Kongress in diesem Jahr des Glaubens feiert mit neuer Freude und Gewissheit: Der Herr der Kirche lebt in ihr. Mit meinem herzlichen Gruß erteile ich Euch allen den Apostolischen Segen.

Aus dem Vatikan, am 30. Mai 2013, dem Hochfest des Leibes und des Blutes Christi

Franciscus PP

 


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