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BOTSCHAFT VON PAPST FRANZISKUS
ZUM 100. TODESTAG DER HEILIGEN FRANZISKA XAVIERA CABRINI 

[CHICAGO, 17-23 SEPTEMBER 2017]

 

An die ehrwürdige Mutter
Schwester Barbara Louise Staley
Generaloberin der Missionarinnen vom Heiligsten Herzen

Der 100. Todestag der heiligen Franziska Xaviera Cabrini zählt zu den wichtigsten Ereignissen, die in diesem Jahr den Weg der Kirche prägen, sowohl aufgrund der Größe der Gestalt, derer wir gedenken, als auch aufgrund der Aktualität ihres Charismas und ihrer Botschaft nicht nur für Gemeinschaft der Kirche, sondern für die gesamte Gesellschaft. Daher möchte ich mit dieser meiner Botschaft, die begleitet ist von meinem Gebet, im Geiste an der Vollversammlung teilnehmen, die ihr als Kongregation der Missionarinnen vom Heiligsten Herzen gemeinsam mit euren Laienmitarbeitern vom 17. bis 23. September in Chicago im Nationalheiligtum, das eurer geliebten Gründerin und Patronin der Emigranten gewidmet ist, abhalten werdet.

Die heilige Franziska Xaviera Cabrini hat von Gott eine missionarische Berufung empfangen, die für jene Zeit einzigartig war: geweihte Frauen mit einem unbegrenzten missionarischen Horizont auszubilden und in die ganze Welt zu senden, und zwar nicht bloß als Hilfskräfte für männliche Kongregationen oder Missionsorden, sondern mit einem eigenen Charisma der Weihe von Frauen, doch zugleich voll und ganz verfügbar für die Zusammenarbeit sowohl mit den Ortskirchen als auch mit den verschiedenen Kongregationen, die sich der Verkündigung des Evangeliums »ad gentes« widmeten. Diese klar missionarische und weibliche Weihe entspringt bei Mutter Cabrini der vollkommenen, liebevollen Vereinigung mit dem Herzen Christi, dessen Barmherzigkeit alle Grenzen überwindet. Sie lebt und vermittelt ihren Schwestern einen Sühneeifer für das Übel in der Welt und das Fernsein von Christus, der die Missionarin in ihren menschliche Kräfte übersteigenden Unternehmungen stützt. Die Worte des heiligen Paulus: »Omnia possum in eoqui me confortat« (Phil 4,13) waren ihr Motto, ein Motto, das von der überraschenden Vielzahl und Bedeutung der Werke bestätigt wurde, die zu ihren Lebzeiten in Italien, Frankreich, Spanien, Großbritannien, den Vereinigten Staaten, Mittelamerika, Argentinien und Brasilienins Leben gerufen wurden. Aber die Liebe zum Herzen Christi, umgesetzt in die Sorge für die Evangelisierung, erstrahlt in der Aufmerksamkeit von Franziska Xaviera Cabrini für das, was wir heute die Peripherien der Geschichte nennen würden. Ein Beispiel: Ein Jahr nachdem Italiener, beschuldigt den Polizeichef von New Orleans getötet zu haben, auf grausame Art und Weise  gelyncht worden waren, eröffnete Mutter Cabrini im berüchtigtsten italienischen Viertel Louisianas ein Haus.

Das Charisma der heiligen Franziska Xaviera Cabrini treibt an zu einer vollkommenen und intelligenten Hingabe an die Auswanderer,  die aus Italien in die Neue Welt kommen. Diese Entscheidung ist Frucht ihres aufrichtigen und liebevollen Gehorsams gegenüber dem Heiligen Vater, Papst Leo XIII., und schließt die Aufmerksamkeit für andere Missionsfelder nicht aus. Die heutigen epochalen Bevölkerungsbewegungen mit den daraus unweigerlich resultierenden Spannungen machen Mutter Cabrini zu einer Gestalt von einzigartiger Aktualität. Im Besonderen vereint die Heilige die Aufmerksamkeit für die Situationen größter Armut und Schwäche, wie die von Waisen und Bergarbeitern, mit einer klarsichtigen kulturellen Sensibilität, die sich in einem beständigen Dialog mit den örtlichen Instanzen dafür einsetzt, in den Migranten die christliche Tradition, die sie in ihren Heimatländern empfangen haben, zu bewahren und neu zu beleben, eine zuweilen oberflächliche, aber oft von einer wahren Volksmystik durchdrungene Religiosität.

Zudem eröffnete sie Wege zur vollen Integration in die Kultur der Ankunftsländer, so dass die italienischen Migranten von den Missionsschwestern angeleitet wurden, ganz Italiener und ganz Amerikaner zu sein. Die menschliche und christliche Vitalität der Migranten wird so zu einem Geschenk für die Ortskirchen und für die sie aufnehmenden Völker. Die großen Migrationsströme der heutigen Zeit bedürfen einer so liebevollen und intelligenten Begleitung wie der, die das cabrinische Charisma kennzeichnet, im Hinblick auf eine Begegnung der Völker, die alle bereichert und Einheit und Dialog hervorbringt, und nicht Trennung und Feindseligkeit. Ohne zu vergessen, dass die heilige Franziska Xaviera Cabrini eine missionarische Sensibilität bewahrt, die nicht sektoral, sondern universal ist und zu der jeder Christ und jede Gemeinschaft der Jünger Jesu berufen ist.

Dieses 100. Jubiläum lädt ein, sich all dessen mit innerer und freudiger Dankbarkeit gegenüber Gott erneut bewusst zu werden. Und das ist ein großes Geschenk vor allem für euch, die geistlichen Töchter von Mutter Cabrini. Möge eure gesamte Kongregation, jede Gemeinschaft, jede Schwester eine reiche Ausgießung des Heiligen Geistes empfangen, die den Glauben und die Nachfolge Christi dem missionarischen Charisma der Gründerin entsprechend neu belebt und auch zahlreiche Laiengläubige drängen möge, euer vom Evangelium inspiriertes Wirken im aktuellen sozialen Kontext zu teilen und zu unterstützen. Meinerseits sichere ich euch mit großer Zuneigung ein Gedenken im Gebet zu, weil die Gestalt von Mutter Cabrini mir seit jeher vertraut ist und auch aufgrund der besonderen Sorge, die ich den Migranten widme. Während ich euch bitte, für mich und meinen Dienst zu beten, erteile ich von Herzen eurer Versammlung, der Kongregation und der gesamten calabrinischen Familie einen besonderen Apostolischen Segen.

Aus dem Vatikan, 29. August 2017, am Gedenktag der Enthauptung Johannes’ des Täufers

FRANZISKUS

 



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