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FRÜHMESSE IM VATIKANISCHEN GÄSTEHAUS "DOMUS SANCTAE MARTHAE"

PREDIGT VON PAPST FRANZISKUS

Der Größte ist, wer dient, nicht wer die meisten Titel hat
 

Dienstag, 25. Februar 2020

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Man kann das Evangelium nicht leben, wenn man Kompromisse eingeht. Denn sonst landet man beim Geist der Welt, der auf die Herrschaft über die anderen abzielt und »Gottes Feind« ist; man muss sich vielmehr für den Weg des Dienens entscheiden. Die Betrachtungen des Papstes in seiner Predigt am Dienstag, 25. Februar, gingen vom Abschnitt des Evangeliums (Mk 9,3037) aus, in dem Jesus den Zwölfen sagt: Wer der Erste sein will, soll der Letzte von allen und der Diener aller sein. Jesus habe gewusst, dass die Jünger unterwegs »aus Ehrgeiz« darüber diskutiert hätten, wer der Größte sei.

Dieser Streit, bei dem gesagt werde: »Ich muss weitergehen, ich muss nach oben«, erklärte der Papst, sei der Geist der Welt. Doch auch die erste Lesung der Tagesliturgie (Jak 4,1-10) zeichne diesen Aspekt nach, wo der Apostel Jakobus daran erinnere, dass Freundschaft mit der Welt Feindschaft mit Gott sei. »Dieses Verlangen nach Weltlichkeit«, beobachtete der Papst, »dieses beklemmende Verlangen, wichtiger zu sein als die anderen und zu sagen: ›Nein! Ich verdiene das, der andere verdient es nicht.‹ Das ist Weltlichkeit, das ist der Geist der Welt«, fuhr er fort, »und wer diesen Geist atmet, atmet die Feindschaft mit Gott«. »An einer anderen Stelle sagt Jesus zu den Jüngern: ›Entweder ihr seid für mich oder ihr seid gegen mich.‹

Im Evangelium gibt es keine Kompromisse. Und wenn man das Evangelium leben will und dabei Kompromisse eingeht«, kommentierte der Papst, »findet man sich am Ende mit dem weltlichen Geist wieder, der immer versucht, Kompromisse einzugehen, um weiter nach oben zu kommen, um zu dominieren, um größer zu sein«. Viele Kriege und viele Streitigkeiten entsprängen gerade den weltlichen Begierden, den Leidenschaften, wie Franziskus unter neuerlicher Bezugnahme auf die Worte des Apostels Jakobus betonte. Es stimme, »heute ist die ganze Welt von Kriegen übersät. Aber was ist mit den Kriegen unter uns? Wie jenem unter den Aposteln: Wer ist der Wichtigste?«, fragte sich der Papst. »›Schaut mal, was für eine Karriere ich gemacht habe: jetzt kann ich keinen Rückschritt machen!‹ Das ist der Geist der Welt, und das ist nicht christlich. ›Nein! Ich bin dran! Ich muss mehr verdienen, um mehr Geld und mehr Macht zu haben.‹

Das ist der Geist der Welt«, unterstrich Franziskus. »Und dann: die Bosheit des Klatsches, des Geschwätzes. Woher kommt sie? Vom Neid. Der große Neider ist der Teufel, wir wissen es, die Bibel sagt es. Vom Neid. Wegen des Neides des Teufels kommt das Böse in die Welt. Der Neid ist ein nagender Wurm, der dich dazu drängt, den anderen zu zerstören, schlecht über ihn zu reden, ihn zu vernichten.« Im Dialog der Jünger seien all diese Leidenschaften präsent gewesen, so Franziskus, und deshalb tadle sie Jesus und mahne sie, Diener aller zu werden und den letzten Platz einzunehmen: »Wer ist in der Kirche der Wichtigste?«, fragte er sich. »Der Papst, die Bischöfe, die Prälaten, die Kardinäle, die Pfarrer der schönsten Pfarreien, die Präsidenten der Laienverbände? Nein! Der Größte in der Kirche ist jener, der allen dient, nicht der, der die meisten Titel hat. Und um dies verständlich zu machen, nahm Jesus ein Kind, stellte es in ihre Mitte, umarmte es voll Zärtlichkeit – denn er sprach voller Zärtlichkeit, er hatte so viel davon – und sagte zu ihnen: ›Wer ein solches Kind in meinem Namen aufnimmt, der nimmt mich auf‹, also der, der den demütigsten Menschen aufnimmt, den dienstbarsten. Das ist der Weg«, erklärte Franziskus, der erneut unterstrich: »Es gibt nur einen Weg gegen den Geist der Welt: die Demut. Den anderen dienen, den letzten Platz wählen, nicht die Karriereleiter erklimmen.« Man dürfe also nicht »mit dem Geist der Welt verhandeln«, man dürfe nicht sagen: »Ich habe ein Anrecht auf diesen Platz, denn schaut her, was für eine Karriere ich gemacht habe«.

Die Weltlichkeit, so der Papst abschließend, sei in der Tat »der Feind Gottes«. Dagegen müsse man auf dieses »so weise« und ermutigende Wort hören, das Jesus im Evangelium spreche: »Wer der Erste sein will, soll der Letzte von allen und der Diener aller sein«.



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