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PAPST FRANZISKUS

FRÜHMESSE IM VATIKANISCHEN GÄSTEHAUS "DOMUS SANCTAE MARTHAE"
 

König mit einem schwach gewordenen Herzen

Donnerstag, 8. Februar 2018

(aus: L'Osservatore Romano, Wochenausgabe in deutscher Sprache, Nr. 9, 2. März 2018)

 

Vorsicht vor dem Augenblick, in dem der Christ in der Überzeugung, ruhig zu leben und keine große Sünden zu begehen, »langsam«, fast ohne es zu bemerken, in ein »Schwächerwerden des Herzens abgleitet« und »korrupt wird«. So lautet die Mahnung von Papst Franziskus, der am Donnerstag, 8. Februar, während der Messe in Santa Marta zwei unterschiedliche Geschichten aus der Bibel einander gegenüberstellte: die Geschichte Davids, des Königs und »Sünders«, der aber »heilig« ist, und jene Salomos, des weisen Königs, dessen Herz jedoch »vom Herrn abtrünnig geworden war« und der aus diesem Grund von Gott »verworfen« wurde. Eine Lehre für einen jeden Menschen, denn, so unterstrich der Papst, wenn es wahr sei, dass für den zur Reue fähigen Sünder der Weg zur Heiligkeit immer offen stehe, so versperre sich hingegen der Korrupte selbst die Möglichkeit des Heils.

Die Betrachtungen des Papstes, die von der Lesung des Tages (1 Kön 11,4-13) angeregt wurden, gingen von dem unerwarteten Schicksal aus, das König Salomo zuteil wurde, den alle als großen und weisen Mann kannten. Das Herz des Herrschers nämlich »blieb nicht vollkommen vor dem Herrn, seinem Gott, wie das Herz seines Vaters David«. Eine Überraschung, denn, so Franziskus, »von Salomo wissen wir nicht, dass er große Sünden begangen hätte; David dagegen schon. Von Salomo wissen wir, dass er ein ruhiges Leben hatte, dass er regierte«, während »David ein Leben hatte, das ein wenig schwierig war. Er fiel in die Sünde, er führte Krieg.« Und dennoch »wird Salomo vom Herrn verworfen und David ist heilig. Wie ist das zu erklären?«

Da sei ein ausschlaggebendes Detail: »Als König David«, so betonte der Papst, »zur Überzeugung kam, gesündigt zu haben, bat er um Vergebung und tat Buße«, und wenn er einmal auch nicht sündigte, »hatte er immer die Demut, um Vergebung zu bitten«. Anders sei die Situation Salomos, der immer »ausgeglichen« gewesen sei, der »keine großen Sünden begangen hatte«. Doch im Abschnitt aus der Bibel sei zu lesen, dass sein Herz »dem Herrn gegenüber ›abtrünnig‹ geworden war«, Schritt für Schritt, fortschreitend. Er habe seinen Frauen nachgegeben, die ihn zum Götzendienst verführt hätten. Gerade er, »der große Salomo, den der Herr selbst am Anfang lobte, als er um Klugheit für die Regierung bat, nicht um Reichtümer und Ruhm: um die Klugheit, das Volk zu regieren«, der große Salomo, von dem die ganze Welt sprach: er hatte einen internationalen Ruf«. Um ihn kennenzulernen, sei auch die Königin von Saba gekommen: »und was sagte sie? ›Es war also wahr, was ich in meinem Land von dir, von deiner Weisheit gehört habe.

Ich glaubte nicht, was gesagt wurde, bis ich nicht hierher gekommen bin und es mit meinen Augen gesehen habe. Nun, mir war nicht einmal die Hälfte berichtet worden.‹« Die ganze Welt habe also von der »Größe Salomos« gesprochen. Doch er »blieb vor dem Herrn nicht rein und wurde vom Herrn verworfen«. Sein Herz »hatte sich vom Herrn abgewandt. Und es hat den Anschein, dass er dies nicht bemerkt hatte.« Hier, so erklärte der Papst, stünden wir vor dem »Problem der Entkräftung des Herzens«.

Man könnte von einem hinterlistigen Verfall sprechen, denn »es ist dies nicht wie bei einer  Situation der Sünde: Du begehst eine Sünde, das merkst du sofort.« Dagegen »ist das Schwachwerden des Herzens ein langsamer Weg, den ich Schritt für Schritt entlang rutsche, Schritt für Schritt, Schritt für Schritt«. Dies sei Salomo widerfahren, der »in seiner Glorie, in seinem Ruhm eingeschlafen war und begann, diesem Weg zu folgen«, und sein Herz »wurde schwach«. Paradoxerweise, fügte der Papst hinzu, »ist die Klarheit einer Sünde besser als das Schwachwerden des Herzens«, oder jener Prozess, in den »man langsam abgleitet, und du merkst es nicht. Langsam, hin zur Weltlichkeit«, zu einem Leben, das »würdig« erscheine, aber »einem schwachen Herzen « entspreche. Gerade so sei es geschehen, dass »der große König Salomo, der große Weise, der große König, der Gott so sehr gefiel, als Korrupter endete: in aller Ruhe korrupt, weil das Herz schwach geworden war«.

Die Geschichte Salomos sei sehr aktuell: »Ein Mann oder eine Frau mit einem schwachen oder geschwächten Herzen sind eine besiegte Frau, ein besiegter Mann«, mahnte Franziskus, der in Erinnerung rief: »Das ist der Prozess vieler Christen, vieler von uns.« Man sage: »Nein, ich begehe keine großen Sünden.« Aber man müsse sich fragen: »Wie steht es um dein Herz? Ist es stark? Ist es dem Herrn treu, oder rutschst du langsam ab?«

In diesem Zusammenhang erinnerte der Papst an die Episode aus dem Matthäusevangelium (12,43-45), in der »von jenem Mann« die Rede sei, »der von einem Teufel, von einem Dämon befreit wurde« und »ein neues Leben begann… alles schön… Doch nach einiger Zeit kommt jener Dämon zurück, um zu sehen, wie es dort geht. Und er sieht, wie das Haus hergerichtet und schön ist.

Und er geht, um andere sieben Dämonen zu suchen, die schlimmer sind als er. Sie kommen zurück und das Ende jenes Mannes ist schlimmer « als alles, was vorher gewesen sei. Gerade dies »ist das Drama des Schwachwerdens des Herzens. Und uns allen kann das im Leben geschehen «. Deshalb sei es immer gut, sich zu fragen: »Nun, ist mein Herz stark vor dem Herrn? Oder gleite ich langsam ab und werde schwach? Was soll ich tun?« Es bedürfe der Wachsamkeit, erklärte der Papst: »Mit deinem Herzen wachsam sein. Wachsam sein. Jeden Tag darauf achten, was in deinem Herzen geschieht. Ob es fest in der Treue zum Herrn steht« oder ob es einen Tag nach dem anderen langsam abrutsche. »David ist heilig«, so der Papst abschließend. Er sei ein Sünder gewesen, das sei wahr, doch »ein Sünder kann heilig werden«. Salomo dagegen »wurde verworfen, weil er korrupt war«.

Und »ein Korrupter kann nicht heilig werden«. Im Übrigen gelange man zur Verdorbenheit und Korruption gerade »auf jenem Weg des Schwachwerdens des Herzens«. So sei es notwendig, »Tag für Tag über das Herz zu wachen«, zu verstehen, in welcher »Beziehung« man zum Herrn stehe, und »die Schönheit und Freude der Treue zu verkosten«.

 



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