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PAPST FRANZISKUS

FRÜHMESSE IM VATIKANISCHEN GÄSTEHAUS "DOMUS SANCTAE MARTHAE"

  

Auf unser Herz aufpassen

 Freitag, 10. Oktober 2014

 

aus: L'Osservatore Romano, Wochenausgabe in deutscher Sprache, Nr. 43, 23. Oktober 2014

 

Passen wir gut auf unser Herz auf? Beschützen wir es vor den unablässigen Versuchen des Bösen, dort Einzug zu halten und sich dort niederzulassen? Diese Frage stellte Papst Franziskus in der Frühmesse am 10. Oktober, die er in Santa Marta feierte. Den in der Liturgiefeier verlesenen Abschnitt aus dem Lukasevangelium (11,15-26) bezeichnete er als »eine traurige Geschichte«, die damit beginne, dass Jesus einen Dämon austreibe und die in dem Augenblick ende, »wo die Dämonen in die Seele des Menschen zurückkehren, aus der sie ausgetrieben worden waren«.

Wir hätten es hier mit einer Situation zu tun, die im Leben jedes Menschen wiederkehre, denn – so der Papst unter Bezug auf den Abschnitt bei Lukas – »wenn der unreine Geist einen Menschen verlässt, dann zieht er an verlassenen Orten umher und sucht Erleichterung, und da er keine findet, sagt er sich: Ich will in mein Haus zurückkehren.« Wenn der Teufel nun jemanden finde, dessen Seele in Frieden sei, gehe er hin, »nimmt sieben weitere Dämonen, die noch schlimmer sind als er. Sie dringen in diese Seele ein und lassen sich häuslich nieder.« Und so »wird es mit diesem Menschen am Ende schlimmer werden als vorher«. In der Tat, so erläuterte der Bischof von Rom, lasse der Teufel nie den Mut sinken, er habe Geduld und kehre immer wieder, auch »am Ende des Lebens«, weil er »das, was er für sich will, nicht einfach aufgibt«.

Auch Jesus habe diese Realität erfahren: Im Lukasevangelium sei zu lesen, dass ihn der Teufel »nach den Versuchungen in der Wüste« eine Zeit lang in Ruhe gelassen habe, aber dann sei er »immer wiedergekommen«. Und die Dämonen hätten ihm bis zuletzt »Fallen gestellt«, bis zur Passion, »bis ans Kreuz«, indem sie zu ihm gesagt hätten: »Wenn du der Sohn Gottes bist… aber komm, komm zu uns, dann werden wir an dich glauben.« Franziskus erklärte dazu, dass uns dies widerfahre, wenn uns jemand mit der Frage in Versuchung führen wolle: »Kannst du das überhaupt?« Und arglistig fordere er uns dann heraus:

»Nein, das schaffst du doch gar nicht!« Aus diesem Grunde spreche »Jesus von einem bewaffneten starken Mann, der seinen Hof bewacht, der seinen Besitz bewacht«, denn das Herz eines jeden von uns sei wie ein Haus. Und so stellte der Papst die Frage: »Bewache ich mein Herz?« Deshalb müsse man »diesen Schatz bewachen, in dem der Heilige Geist wohnt, damit dort nicht andere Geister Einzug halten«. Und das müsse man so tun, wie man ein Haus behütet: mit dem Schlüssel abschließen. Da wir in unserem Haus »so viele Sicherheitsvorkehrungen treffen, um uns vor Dieben zu schützen«, müssten wir uns fragen, ob wir dasselbe auch mit unserem Herzen täten. Oder »lassen wir die Tür offen «? Man müsse »wachsam« sein, forderte Franziskus, denn der Dämon – auch »wenn er durch die Taufe vertrieben worden ist« – komme wieder:

»Er holt sieben andere Geister, die noch schlimmer sind als er selbst und kommt zurück.« Daraus leite sich die Notwendigkeit ab, unablässig wachsam zu sein. Man müsse sich stets fragen: »Was geschieht da« in unserem Inneren? »Bin ich der Wächter meines Herzens?« Der Papst regte an, dass wir aus unserem Alltagsleben lernen sollten: »Gibt es jemanden unter uns, der, wenn er zuhause ist – sei es in der Küche, sei es am Schreibtisch oder wo auch immer – und einen Unbekannten herumgehen sieht, ruhig bleibt? Niemand!« Vielmehr spreche man sogleich den Unbekannten an: »Wer sind Sie? Wer hat Sie hereingelassen? Wie sind Sie hereingekommen?« In unserem Inneren könne dasselbe geschehen.

»Wie oft«, so betonte der Bischof von Rom, »dringen schlechte Gedanken, böse Absichten, Eifersucht und Neid ein! Es ist viel, was da eindringt. Aber wer hat diese Tür geöffnet? Wo sind sie hereingekommen?« Und wenn wir nicht darauf achteten, wen wir in unser Herz einließen, dann würde es »zu einem Marktplatz, wo alle ein- und ausgehen«. Dann komme die Innerlichkeit abhanden. Und dann könne »der Herr dort nicht mehr sprechen und auch nicht mehr gehört werden«. Dann – ohne die rechte Wachsamkeit – geschehe es, dass »der Heilige Geist in einem Winkel« ende. Es sei, als schlössen wir ihn in »einen Schrank« ein, selbst wenn unser Herz »gerade der Ort ist, wo wir den Heiligen Geist aufnehmen sollen«. Und dort, in diesem »Schrank«, sei der Heilige Geist »traurig«.

Was könne man also tun, um das zu vermeiden? Um dies zu beantworten, fand der Papst sein Stichwort erneut im Evangelium. So zitierte er eine Formulierung Jesu, »die ein wenig seltsam klingt: ›Wer nicht mit mir sammelt, der zerstreut‹. « Franziskus erläuterte – wobei er von dem Verb »sammeln« ausging –, dass man »ein gesammeltes Herz« brauche und uns bewusst sein sollte, was darin vorgehe. Zu diesem Zwecke sei die alte, »aber gute« Praxis der Gewissensprüfung empfehlenswert. »Wer von uns«, so fragte der Papst, »zieht sich abends vor dem Schlafengehen in Sammlung in sich selbst zurück« und stelle sich in der Stille »die Frage: Was ist heute in meinem Herzen vorgegangen? Was ist geschehen? Welche Dinge sind in meinem Herzen ein- und ausgegangen?«

Das sei eine wichtige Übung, eine wahre »Gnade«, die uns helfen könne, gute Wächter zu sein. Denn, so der Papst: »Die Teufel kehren zurück, immer. Auch am Ende des Lebens.« Und um darüber wachen zu können, dass sie unser Herz nicht beträten, müsse man es verstehen, »in Stille vor sich selbst und vor Gott zu stehen«, um zu überprüfen, ob »jemand in unser Haus eingetreten ist«, den wir nicht kennen und ob »der Schlüssel an seinem Platz ist«. Das, so schloss der Papst, »sei eine Hilfe, uns gegen viele Bosheiten zu verteidigen, auch gegen die, die wir selbst anrichten könnten«. Denn »diese Dämonen sind überaus listig«, und sie seien geschickt darin, jeden zu täuschen.

 



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