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PAPST FRANZISKUS

FRÜHMESSE IM VATIKANISCHEN GÄSTEHAUS "DOMUS SANCTAE MARTHAE"

  

 Das Evangelium in der Jackentasche

 Montag, 1. September 2014

 

aus: L'Osservatore Romano, Wochenausgabe in deutscher Sprache, Nr. 37, 12. September  2014

 

»Jesus ist im Wort Gottes gegenwärtig und spricht zu uns.« Aus diesem Grund »ist das Wort Gottes etwas anderes als selbst das allerhöchste Wort des Menschen«. Und wir müssen uns ihm nähern »mit einem offenen Herzen im Geist der Seligpreisungen und voller Demut«. Deshalb regte Papst Franziskus die Gläubigen erneut an, stets eine kleine Taschenausgabe des Evangeliums bei sich zu tragen, um es zu lesen, wann immer dies möglich sei, und dadurch Jesus »zu finden «. Dies betonte er in der heiligen Messe, die er am Montag, 1. September, in der Kapelle des Hauses Santa Marta feierte. Nach der Pause in den Monaten Juli und August nahm der Heilige Vater die Morgenmessen wieder auf, an denen Gruppen von Gläubigen teilnehmen können. Er dachte in seiner Predigt über das in der Liturgie verkündete Wort Gottes aus dem ersten Brief des heiligen Paulus an die Korinther (2,1-5) und aus dem Lukasevangelium (4,16-30) nach.

Der heilige Paulus erinnere »die Korinther daran, wie seine Botschaft gelautet hatte, wie seine Verkündigung des Evangeliums erfolgt war«, und erkläre: »Meine Botschaft und Verkündigung war nicht Überredung durch gewandte und kluge Worte, sondern war mit dem Erweis von Geist und Kraft verbunden.« Paulus, so fügte der Papst hinzu, sage weiter, dass er nicht gekommen sei, um seine Zuhörer »mit gewandten und klugen Worten« zu überzeugen. Der Apostel habe vielmehr »eine andere Weise, einen anderen Stil« gewählt, und zwar den »Erweis von Geist und Kraft«. Damit sich – das sind Worte des Paulus – »euer Glaube nicht auf Menschenweisheit stützte, sondern auf die Kraft Gottes«.

Im Grunde, so fuhr der Papst fort, erinnere der Apostel daran, dass »das Wort Gottes etwas anderes ist, etwas, das nicht dasselbe ist wie die menschlichen Worte, wie ein weises Wort, ein wissenschaftliches Wort, ein philosophisches Wort«. In der Tat sei das Wort Gottes »etwas völlig anderes, es wird auf eine andere Weise verkündet«: es sei »anders«, weil »Gott es ist, der spricht«.

Das bestätige auch Lukas in seinem Evangelium an der Stelle, wo Jesus in der Synagoge von Nazaret das Wort ergreife, in Nazaret, wo er aufgewachsen war und wo ihn alle »von Kindesbeinen an kannten«. In diesem Kontext, so erläuterte der Papst, »begann er zu sprechen, und die Menschen hörten ihn« und kommentierten: »Aber wie interessant!« Dann »legten sie Zeugnis ab: Sie staunten über die Worte, die er sagte.« Und zueinander hätten sie gesagt: »Aber schaut ihn euch an! Wie tüchtig ist doch dieser Junge, den wir alle kennen, wie tüchtig er doch geworden ist! Aber wo mag er nur studiert haben?« Aber der Papst machte darauf aufmerksam, dass Jesus »ihnen Einhalt gebietet« und zu ihnen sage: »Amen, das sage ich euch: Kein Prophet wird in seiner Heimat anerkannt.« Seinen Zuhörern in der Synagoge sei es also »anfangs schön vorgekommen« und sie hätten »diesen Konversationsstil und die einladende Art akzeptiert«. Aber »als Jesus begann, das Wort Gottes auszulegen, wurden sie wütend und wollten ihn töten«. So »wechselten sie von einer Seite auf die andere, denn das Wort Gottes ist etwas völlig anderes als das Wort des Menschen, selbst als das höchste Wort des Menschen, das allerphilosophischste Wort des Menschen«.

Franziskus fragte sich: »Wie also ist das Wort Gottes?« Der Hebräerbrief, so bekräftigte er, »beginnt mit den Worten, die uns Gott einst gesagt hat und die er einst zu den Vätern sprach durch die Propheten. In dieser Endzeit aber hat er zu uns gesprochen durch den Sohn.« Das bedeute, dass »das Wort Gottes Jesus ist, Jesus selbst«. Das sei es, was Paulus predige, wenn er sage: »Als ich zu euch kam, Brüder, kam ich nicht, um glänzende Reden oder gelehrte Weisheit vorzutragen. Denn ich hatte mich entschlossen, bei euch nichts zu wissen außer Jesus Christus, und zwar als den Gekreuzigten.« Das sei »das Wort Gottes, das einzige Wort  Gottes«, erläuterte der Papst. Und »Jesus Christus ist ein Grund zum Ärgernis: das Kreuz Christi erregt Ärgernis. Und das ist die Stärke von Gottes Wort: Jesus Christus, der Herr.«

So sei es dem Papst zufolge wichtig, dass wir uns fragen: »Wie sollen wir das Wort Gottes empfangen? « Die Antwort sei eindeutig: »So, wie man Jesus Christus empfängt. Die Kirche sagt uns, dass Jesus in der Schrift, in seinem Wort gegenwärtig ist.« Er fügte hinzu: Aus diesem Grund »empfehle ich so häufig, stets eine kleine Ausgabe des Evangeliums bei sich zu tragen« – vor allem »kostet es wenig«, es zu erwerben, so fügte er lächelnd hinzu –, um es »in der Tasche, in der Jackentasche zu haben und im Lauf des Tages einen Abschnitt aus dem Evangelium zu lesen«. Das sei ein praktischer Rat, so sagte er, der weniger dazu diene, etwas »zu lernen«, sondern vor allem dazu, »Jesus zu finden, weil Jesus gerade in seinem Wort, in seinem Evangelium gegenwärtig ist«. Auf diese Weise, so betonte er, »finde ich jedes Mal, wenn ich das Evangelium lese, Jesus«.

Und was sei die richtige Haltung, um dieses Wort zu empfangen? »Man soll es so empfangen«, bekräftigte der Bischof von Rom, »wie man Jesus empfängt, das heißt mit einem offenen Herzen, mit demütigem Herzen, im Geist der Seligpreisungen. Denn Jesus ist genau so gekommen, in Demut: er kam in Armut, er kam mit der Salbung des Heiligen Geistes.« So habe »er selbst seine Worte in der Synagoge von Nazaret« mit den folgenden Worten begonnen: »Der Geist des Herrn ruht auf mir, denn der Herr hat mich gesalbt. Er hat mich gesandt, damit ich den Armen eine gute Nachricht bringe; damit ich den Gefangenen die Entlassung verkünde und den Blinden das Augenlicht; damit ich die Zerschlagenen in Freiheit setze und ein Gnadenjahr des Herrn ausrufe.« Kurz, »er ist Kraft, er ist Wort Gottes, weil er vom Heiligen Geist gesalbt worden ist«. Auf dieselbe Weise, so empfahl Franziskus, »müssen auch wir, wenn wir das Wort Gottes hören und empfangen wollen, zum Heiligen Geist beten und ihn um die Salbung des Herzens bitten, die die Salbung der Seligpreisungen ist«. Wir sollen also »ein Herz haben, das so ist, wie das Herz der Seligpreisungen«.

Wenn »Jesus im Wort Gottes gegenwärtig ist« und »im Wort Gottes zu uns spricht, dann wird es uns heute im Lauf des Tages gut tun«, so empfahl der Papst, »uns zu fragen: Wie empfange ich das Wort Gottes?« Eine wesentliche Frage, so schloss Papst Franziskus, indem er den Rat wiederholte, stets eine Ausgabe des Evangeliums bei sich zu tragen, um täglich darin einen Abschnitt zu lesen.

 



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