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PAPST FRANZISKUS

FRÜHMESSE IM VATIKANISCHEN GÄSTEHAUS "DOMUS SANCTAE MARTAE"

 

Christen ohne Furcht, Scham oder Triumphgehabe

Dienstag, 10. September 2013

 

aus: L'Osservatore Romano, Wochenausgabe in deutscher Sprache, Nr. 38, 20. September 2013

Heutzutage gibt es auf der Welt »viele Christen ohne Auferstehung«. An sie richtete Papst Franziskus im Verlauf der Messe, die er am Dienstag, 10. September, in Santa Marta feierte, die Aufforderung, den Weg wiederzufinden, der zum auferstandenen Jesus führe, indem sie sich »von ihm, von seiner Kraft berühren« ließen, denn Christus sei »keine spirituelle Vorstellung«, sondern er sei lebendig. Und durch seine Auferstehung habe er »die Welt besiegt«.

In seiner Auslegung der Schriftlesungen vomTage erinnerte der Papst an einige Stellen im Kolosserbrief, in denen der hl. Paulus über die Gestalt Jesu spricht, der von Fall zu Fall »als Totalität, als Zentrum, als Hoffnung« beschrieben wird, »weil er der Bräutigam ist«. In der Passage, die Gegenstand der heutigen Schriftlesung war (2,6–15), füge der Apostel diesem Bild noch einweiteres Mosaiksteinchen hinzu, indem er Christus als »den Sieger« bezeichne, als den, der »über den Tod, die Sünde und über den Teufel gesiegt hat«. Die paulinische Botschaft enthalte daher die Aufforderung, den Weg im auferstandenen Herrn zu gehen, fest in ihm wurzelnd und auf ihn bauend, auf seinen Sieg und fest im Glauben.

Jesus sei »der Sieger, der Auferstandene«. Und doch, so warnte der Bischof von Rom, geschähe es oft, »dass wir ihn nicht hören, ihm nicht gut zuhören«, während doch die Auferstehung Jesu »der eigentliche Angelpunkt« unseres Glaubens sei. Der Papst bezog sich vor allem auf jene »Christen ohne den auferstandenen Christus«, auf jene, »die Jesus bis ans Grab begleiten, weinen, ihn sehr lieb haben«, aber nicht dazu imstande sind, darüber hinauszugehen. Und er unterschied hierzu drei Kategorien: die Ängstlichen, die Schamhaften und die Triumphalisten.

Erstere, so erläuterte er, »sind diejenigen vom Morgen der Auferstehung, die von Emmaus, die weglaufen, weil sie sich fürchten«; es sind »die Apostel, die sich aus Furcht vor den Juden im Abendmahlssaal einschließen«; und schließlich sind es »jene guten Frauen, die weinen«, wie die in Tränen aufgelöste Magdalena, »weil sie den Leib des Herrn fortgebracht haben«. Im Übrigen »sind die Furchtsamen so geartet: sie haben Angst davor, an die Auferstehung zu denken«. Und auch die Apostel, die angesichts Jesu, der im Abendmahlssaal auftauchte, »erschraken, aus Angst, ein Gespenst zu sehen«.

Die zweite Kategorie sei diejenige der »Schamhaften, die sich in dieser im Hinblick auf die Wissenschaft so fortschrittlichen Welt ein wenig genieren, zu bekennen, dass Christus auferstanden ist«. Papst Franziskus zufolge dachte Paulus an sie, als er ermahnte: »Gebt acht, dass euch niemand mit seiner Philosophie und falschen Lehre verführt, die sich nur auf menschliche Überlieferung stützen und sich auf die Elementarmächte der Welt, nicht auf Christus berufen.« Es handelt sich praktisch um jene Christen, die die Wirklichkeit der Auferstehung verzerren: sie glauben an »eine geistige Auferstehung, die der ganzen Welt gut tut, die ein Segen für das Leben ist«; die sich im Grunde aber »schämen, zu sagen, dass Christus im Fleische und mit all seinen Wunden auferstanden ist.«

Und schließlich setzt sich die dritte Gruppe aus jenen Christen zusammen, die in ihrem Inneren »nicht an den Auferstandenen glauben und selbst eine Auferstehung durchleben wollen, die noch majestätischer ist als jene« Jesu. Der Papst definierte sie als die »Triumphalisten«, insofern sie »einen Minderwertigkeitskomplex haben« und »in ihrem Leben, in ihren Reden, in ihrer Pastoral und in der Liturgie ein Triumphgehabe« an den Tag legen.

Papst Franziskus zufolge ist es erforderlich, das Bewusstsein wiederzuerlangen, dass Jesus der Auferstandene ist. Und deshalb seien die Christen dazu aufgerufen, »ohne Furcht, ohne Scham und ohne Triumphgehabe« »seine Schönheit « zu betrachten, den Finger in seine Wunden und die Hand in die Seite des Auferstandenen zu legen, die Seite jenes »Christus, der die Gesamtheit, die Totalität ist; Christus, der das Zentrum, Christus, der die Hoffnung ist«, denn er sei der Bräutigam und der Sieger. Er »ist ein Sieger«, so fügte er hinzu, »er macht die ganze Schöpfung neu«.

In Anspielung auf die Schriftlesung aus dem Lukasevangelium (6, 12–19) erinnerte der Heilige Vater an das Bild Jesu inmitten einer Menge von Männern und Frauen, die herbeigeeilt waren, »um ihn anzuhören und um von ihren Krankheiten geheilt zu werden. Auch die, die von unreinen Geistern gequält wurden, wurden geheilt«, erinnerte der Papst. Daher »versuchte die ganze Menschenmenge, ihn zu berühren, da von ihm eine heilende Kraft ausging«. Hierin sieht Papst Franziskus die Verheißung für den endgültigen Sieg Christi, der »das gesamte Universum heilt«, das ist »seine Auferstehung«.

Das also, so schloss er, ist der Grund dafür, dass man die Schönheit dem Auferstandenen entgegenzugehen, wiederentdecken muss, dass man sich von ihm, von seiner Kraft berühren lässt.

Zu Beginn der Liturgie gedachte der Papst des in der Nacht von Montag, 9. auf Dienstag, 10. September in der Klinik Pius XI. verstorbenen Erzbischofs Peter Paul Prabhu, der ebenfalls in der Domus Sanctae Marthae gewohnt hatte.



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