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PAPST FRANZISKUS

GENERALAUDIENZ

Mittwoch, 15. Januar 2020

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Liebe Brüder und Schwestern!

Heute schließen wir die Katechese über die Apostelgeschichte ab, mit der letzten missionarischen Etappe des heiligen Paulus, also Rom (vgl. Apg 28,14).

Die Reise des Paulus, die eins war mit der des Evangeliums, ist der Beweis, dass die Wege des Menschen, wenn sie im Glauben gelebt werden, zum Durchgangsort von Gottes Heil werden können, durch das Wort des Glaubens, das aktiver Sauerteig in der Geschichte ist, Situationen verändern und immer neue Wege öffnen kann.

Mit der Ankunft des Paulus im Herzen des Römischen Reiches endet der Bericht der Apostelgeschichte, die nicht mit dem Martyrium des Paulus abschließt, sondern mit der reichen Aussaat des Wortes Gottes. Das Ende der Erzählung des Lukas, deren Angelpunkt der Weg des Evangeliums in der Welt ist, enthält die ganze Dynamik des Wortes Gottes und fasst sie zusammen: eines unaufhaltsamen Wortes, das eilen will, um allen das Heil zu verkünden.

In Rom begegnet Paulus vor allem seinen Brüdern in Christus, die ihn aufnehmen und ihm Mut machen (vgl. Apg28,15) und deren herzliche Gastfreundschaft erkennen lässt, wie sehr seine Ankunft erwartet und erwünscht war. Dann wird ihm erlaubt, für sich allein zu wohnen unter »custodia militaris«, also mit einem Soldaten, der ihn bewacht; er stand unter Hausarrest.

Trotz seiner Gefangenschaft kann Paulus den führenden Männern der Juden begegnen, um zu erklären, wieso er gezwungen war, beim Kaiser Berufung einzulegen, und um zu ihnen vom Reich Gottes zu sprechen. Er versucht, sie von Jesus zu überzeugen, indem er von den Heiligen Schriften ausgeht und die Kontinuität zwischen der Neuheit Christi und der »Hoffnung Israels« (Apg 28,20) aufzeigt. Paulus bekennt sich zutiefst als Jude und sieht im Evangelium, das er verkündigt, also in der Verkündigung des gestorbenen und auferstandenen Christus, die Erfüllung der Verheißungen, die dem auserwählten Volk gemacht wurden.

Auf dieses erste informelle Treffen, bei dem die Juden sich wohlwollend zeigen, folgt eine offiziellere Begegnung, bei der Paulus einen ganzen Tag lang das Reich Gottes verkündigt und versucht, seine Gesprächspartner für den Glauben an Jesus zu öffnen, »vom Gesetz des Mose und von den Propheten« ausgehend (Apg 28,23). Da nicht alle überzeugt sind, klagt er die Herzenshärte des Volkes Gottes an, die der Grund für seine Verurteilung sei (vgl. Jes 6,9-10), und preist leidenschaftlich das Heil der Völker, die sich dagegen als für Gott empfänglich und fähig erweisen, das Wort des Evangeliums des Lebens zu hören (vgl. Apg 28,28).

An diesem Punkt der Erzählung beendet Lukas sein Werk, indem er uns nicht den Tod des Paulus, sondern die Dynamik seiner Verkündigung aufzeigt, eines Wortes, das »nicht gefesselt« ist (2 Tim2,9) – Paulus hat keine Bewegungsfreiheit, aber er hat die Freiheit zu sprechen, denn das Wort ist nicht gefesselt. Es ist ein Wort, das bereit ist, sich vom Apostel mit vollen Händen säen zu lassen. Paulus tut es »mit allem Freimut, ungehindert« (Apg 28,31), in einem Haus, wo er alle aufnimmt, die die Verkündigung des Reiches Gottes empfangen und Christus kennenlernen wollen.

Dieses Haus, das offen ist für alle suchenden Herzen, ist ein Bild der Kirche, die zwar verfolgt, missverstanden und gefesselt ist, aber nie müde wird, jeden Mann und jede Frau mit mütterlichem Herzen anzunehmen, um ihnen die Liebe des Vaters zu verkündigen, der in Jesus sichtbar geworden ist.

Liebe Brüder und Schwestern, am Ende dieses Weges, den wir gemeinsam gelebt haben, in dem wir dem Lauf des Evangeliums in der Welt gefolgt sind, möge der Heilige Geist in einem jeden von uns den Ruf neu beleben, mutige und freudige Evangelisierer zu sein. Er möge auch uns, wie Paulus, fähig machen, unser Zuhause vom Evangelium durchdringen zu lassen und es zum Abendmahlssaal der Brüderlichkeit zu machen, wo man den lebendigen Christus annehmen kann, der uns in jedem Menschen und zu jeder Zeit entgegenkommt (vgl. Präfation vom Advent II).

* * *

Herzlich grüße ich die Pilger deutscher Sprache. Die Reise des Wortes Gottes geht weiter – auch in unseren Tagen. Der Herr beruft uns als Zeugen trotz unserer Begrenztheit. Der Heilige Geist begleite euch.

 



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